Doris Kuwert
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cinetic installation

 

 

Einige Gedanken zum Thema


Die Zimmer, die ich bewohnt habe, sind in meiner Erinnerung alle zu meinen Zimmern geworden – private Räume.

Selbst die winzigen Einzelzimmer im Hotel sind von Persönlichkeit geprägt.

Betritt man sie zum ersten Mal, verspürt man eine falsche Anonymität, vergleichbar dem Versuch, all die früheren Gäste, Schläfer, zum Verschwinden zu bringen. Dieser Versuch übertreibt die Unbewohntheit: Der Stuhl steht immer an der falschen Stelle, die Leselampe am Bett fehlt, oder sitzt zu hoch; der ganze Raum gleicht einem schlecht sitzendem Kleidungsstück. Jeder Gast rückt hier die Möbel. Nach jeder Abreise werden sie in ihre Grundposition zurückgeschoben. In einladender Haltung verharren sie in steifer Ordnung.


Das eigene Zimmer ist der Ort in dem man sich den Freuden des Alleinseins ungezügelt hingeben kann. Besser als im Park, bieten die Wände den richtigen Halt, eine Begrenzung für die Schritte, den Widerhall, Klang der Geräusche. Diese Vertrautheit lässt die Proportion des Raums zur Erweiterung des eigenen Körpers werden.

Auffallend ist, wie leicht diese Übereinstimmung gestört werden kann. Sobald Besuch da ist, scheint sich der Raum schnell zu verändern; irgendetwas wirkt immer unpraktisch. Kaum sitzt der Besuch an einer anderen Stelle des Sofas, ist man irritiert und verliert die Selbstverständlichkeit seiner Bewegungen.


Ich bestimme gern, wie schnell sich die Dinge in meinem Raum verändern.

Dinge, die schon erledigt sind, die man noch ein bisschen ablagert, die man gerade tut, morgen in Angriff nehmen will, die man immer wieder aufschiebt, jetzt aber endlich ins Auge fasst, schließlich das Versteckte, in die Dunkelheit der Schränke Abgeschobene. Sie bilden eine Chronologie der Beschäftigungen und Interessen, die sich in allerlei Papierstapeln und anderen Objekten niederschlägt.

Diese Chronologie wird nicht eingehalten, sondern neu orchestriert fortgesetzt.

Beängstigend erscheinen mir dabei die Wiederholungen, wie oft dieselben Zettel herausgeholt und wieder weggesteckt werden. Andererseits ist das Räumen und Umräumen eine Motorik, die das Denken freilässt vom Grübeln und Nachdenken. Es rhythmisiert den noch unstrukturierten Gedankenfluss. Unbeobachtet und zeitvergessen findet man spontan den nächsten Schritt.

Doris Kuwert

 

Doris Kuwert (cinetic installation)
Lives and works in Berlin. Exhibitions in Berlin, Hamburg, Kassel, Potsdam, Chemnitz, Amsterdam, Kalmar (Sweden), Shenzhen (China), Gent, Brussels: among others Time Measured by Millimetres (2001, Chemnitz), Flat Water (2003, Berlin), Videotapes (2004, Potsdam), To and Fro (2004, Gent).

 

Doris Kuwert (installation cinétique)
Vit et travaille à Berlin. Expositions à Berlin, Hamburg, Kassel, Potsdam, Chemnitz, Amsterdam, Kalmar/Suède, Shenzhen/Chine, Gand, Bruxelles, e.a. Time Measured By Millimetres (Chemnitz 2001), Flat Water (Berlin 2003), Videotapes (Potsdam 2004), To and Fro (Gand 2004).

 

Doris Kuwert (kinetische installatie)
Leeft en werkt in Berlijn. Tentoonstellingen in Berlijn, Hamburg, Kassel, Potsdam, Chemnitz, Amsterdam, Kalmar/Zweden, Shenzhen/China, Gent, Brussel ; o.a. Time Measured By Millimetres (Chemnitz 2001), Flat Water (Berlijn 2003), Videotapes (Potsdam 2004), To and Fro (Gent 2004).