Doris Kuwert
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cinetic installation
Selbst die winzigen Einzelzimmer im Hotel sind von Persönlichkeit geprägt. Betritt man sie zum ersten Mal, verspürt man eine falsche Anonymität, vergleichbar dem Versuch, all die früheren Gäste, Schläfer, zum Verschwinden zu bringen. Dieser Versuch übertreibt die Unbewohntheit: Der Stuhl steht immer an der falschen Stelle, die Leselampe am Bett fehlt, oder sitzt zu hoch; der ganze Raum gleicht einem schlecht sitzendem Kleidungsstück. Jeder Gast rückt hier die Möbel. Nach jeder Abreise werden sie in ihre Grundposition zurückgeschoben. In einladender Haltung verharren sie in steifer Ordnung.
Auffallend ist, wie leicht diese Übereinstimmung gestört werden kann. Sobald Besuch da ist, scheint sich der Raum schnell zu verändern; irgendetwas wirkt immer unpraktisch. Kaum sitzt der Besuch an einer anderen Stelle des Sofas, ist man irritiert und verliert die Selbstverständlichkeit seiner Bewegungen.
Dinge, die schon erledigt sind, die man noch ein bisschen ablagert, die man gerade tut, morgen in Angriff nehmen will, die man immer wieder aufschiebt, jetzt aber endlich ins Auge fasst, schließlich das Versteckte, in die Dunkelheit der Schränke Abgeschobene. Sie bilden eine Chronologie der Beschäftigungen und Interessen, die sich in allerlei Papierstapeln und anderen Objekten niederschlägt. Diese Chronologie wird nicht eingehalten, sondern neu orchestriert fortgesetzt. Beängstigend erscheinen mir dabei die Wiederholungen, wie oft dieselben
Zettel herausgeholt und wieder weggesteckt werden. Andererseits ist das
Räumen und Umräumen eine Motorik, die das Denken freilässt
vom Grübeln und Nachdenken. Es rhythmisiert den noch unstrukturierten
Gedankenfluss. Unbeobachtet und zeitvergessen findet man spontan den nächsten
Schritt. Doris
Kuwert
Doris Kuwert (cinetic installation)
Doris Kuwert (installation cinétique)
Doris Kuwert (kinetische installatie) |
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